Wie ist Óviolúlye entstanden? Darüber gibt es verschiedene Meinungen. Im Allgemeinen herrscht unter den Óviolúlyern die Ansicht vor, die Götter hätten das Land geschaffen, einfach weil sie Götter sind. Sie seien eines Tages in den Weiten des Alls aufeinander gestoßen und hätten festgestellt, dass sie sich gut ergänzten - und daraufhin beschlossen, ihres Amtes als Götter zu walten und gemeinsam eine Welt zu erschaffen.
Phantasievollere Bewohner meinen allerdings, Óviolúlye sei gewissermaßen das Abfallprodukt eines größeren und geordneteren Universums, das sich einigermaßen zufällig zu einer Welt zusammengefügt habe. Nachdem die Götter mit dieser anderen, eigentlichen Schöpfung fertig gewesen seien, hätten sie das kleine Ergebnis ihrer schöpferischen Abfallenergie gesehen und über seine Schönheit so gestaunt, dass sie beschlossen, die größere Welt sich selbst zu überlassen und in Óviolúlye zu bleiben.
Ganz wenige vertreten die Theorie, Óviolúlye habe sich aus einer Magiewolke entwickelt, die im All herumschwebte. Die Götter haben nach diesem Erklärungsansatz mit der Schöpfung gar nichts zu tun, im Gegenteil, sie gehören selbst dazu - auch sie seien erst gemeinsam mit der Welt vollkommen zufällig entstanden.
Tatsächlich war es ganz anders.
Götter sind bekanntlich unsterblich und allwissend (zumindest in dem Bereich, für den sie zuständig sind - andere Bereiche interessieren sie weder, noch könnten sie auch nur ansatzweise verstehen, worum es dabei geht). Das ist eine ungünstige Kombination, die zwangsläufig zunächst zu Langeweile führen muss - wenn sogar die wenige tausend Prophs alten Elwen in Óviolúlye sich langweilen, was muss dann ein mehrere Millionen Äonen alter Gott empfinden, der zudem noch nicht mal die Chance hat, sich weiterzubilden? Die Antwort ist einfach: meist wird so ein Gott früher oder später depressiv. Unbehandelt kann sich eine solche Götterdepression schnell zu einem schweren Geistesschaden auswachsen - ein Dämon ist geboren. Dämonen sind nämlich keineswegs eine eigene Art, auch sind sie nicht unbedingt böse - sie sind nur total verrückt.
Da Dämonen nun nicht allzugern gesehen sind, weil sie immer irgendwie Ärger machen, hat sich der VfBfgG gebildet, der "Verein für Beschäftigungstherapie für gelangweilte Götter". In den äonlichen Sitzungen dieses Vereins werden seitdem Kreativworkshops angeboten, in denen die Götter ihre Kreativität ausleben können und so der Langeweile entgehen. Besonderer Beliebtheit erfreuen sich dabei immer die Schöpfungsworkshops - auf diese Weise sind die meisten bekannten Welten entstanden.
Natürlich sind Götter in der Regel unfehlbar. So ziemlich jedenfalls. Trotzdem gibt es begabtere und unbegabtere Götter. Nun, es gab da jedenfalls einige Götter, die den Kurs "Erschaffen für Anfänger" schon hunderte Male besucht hatten und trotzdem noch nichts Brauchbares zustande gebracht hatten. Eines Tages trafen sich diese in einer Götterbar und beschlossen, dass sie von jetzt an zusammenarbeiten wollten, um eine Welt zu erschaffen, von der andere Götter nur träumen konnten. Die aller- aller- allerbeste Welt üüüberhaupt. Voll Abenteuer und so. Richtich unnerhaltsam eben. M-m-mit ordentlich Magie drinne, nich so schbarsam wie die in dem Kurs immer sagn. Die würden alle kucken, würden die!
Das taten sie allerdings. Die angetrunkenen Götter hatten sich sofort an die Arbeit gemacht - und in ihrem Bestreben, alles viel, viel besser als alle anderen zu machen, nun ja - etwas übertrieben. Heimliche, vorsichtige Reparierungsarbeiten der Kursleiterin verhinderten, dass das erschaffene Land schon gleich am Anfang in sich zusammenfiel, weil die hineingepumpte Magiemenge alles verträgliche Maß weit überschritten hatte. Es gelang ihr auch, unbemerkt die Geschöpfe zumindest lebensfähig zu machen, aber die Grundstruktur des Landes blieb, wie sie war.
So entstand Óviolúlye. Und die meisten seiner Götter sind nach wie vor so unglaublich stolz auf ihre Schöpfung, dass sie nicht bemerken oder es einfach ignorieren, dass es bei anderen Göttern schon genügt, den Namen "Óviolúlye" zu nennen, um einen ausgedehnten Lachanfall zu provozieren. In dieser Hinsicht ist Óviolúlye allerdings das erfolgreichste Projekt, das der VfBfgG zu verzeichnen hat - denn wer lacht, langweilt sich nicht!
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